Das war das Kinder- und Jugendparlament 2023/24
31. März 2024, Festsaal des Wiener Rathauses: Rund 250 Kinder und Jugendliche versammeln sich vor der Bühne, einige bedienen sich noch am Buffet. Sie kennen das Rathaus gut, denn sie sind nicht zum 1. Mal hier. An diesem Märztag treffen sie sich zum 3. und letzten Plenum des 2. Durchganges des Wiener Kinder- und Jugendparlaments. Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr eröffnete diesen Termin und freute sich über den regen Austausch mit den jungen Delegierten der Stadt.
Die 3 Plenartermine
Lautstark geredet, diskutiert, aufgezeigt hatten die Kinder und Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt bereits bei mehreren Gelegenheiten. Beim 1. Plenum im November 2023 setzten sich Jugendliche ab 14 Jahren mit den Themen der 8 Ausschüsse des Jugendparlaments auseinander und wählten entsprechend ihrer Interessen einen aus.
Das 1. Treffen des fand in 8 Schulklassen und einer Kindergruppe statt und zielte darauf ab, den 5- bis 14-jährigen Teilnehmer*innen spielerisch Grundbegriffe der Stadtpolitik zu vermitteln: Was ist ein Parlament? Was ist ein Ausschuss? Welche Aufgaben haben der Bürgermeister, welche der Vizebürgermeister, die Stadträt*innen und die Stadtverwaltung? Und was hat das alles mit den Kindern zu tun?
Beim 2. Plenum im Rathaus Ende Januar 2024 arbeiteten die jungen Delegierten intensiv an den Ausschuss-Themen. Sie prüften die 193 Maßnahmen der Wiener Kinder- und Jugendstrategie 2020-2025: Was läuft gut, was nicht? Was fehlt? Ihre Fragen, Meinungen und Ideen wurden zu Stellungnahmen zusammengefasst und den zuständigen Stadträt*innen übermittelt.
Das 3. Plenum im März 2024 stand im Zeichen des Dialogs mit Politiker*innen. 5 Stadträt*innen und 4 Gemeinderät*innen nahmen teil, beantworteten Fragen und Vorschläge der Kinder und Jugendlichen und ließen sich von ihren Ideen inspirieren.
Was wurde in den Ausschüssen besprochen?
Im Ausschuss Bildung & Inklusion forderten die beteiligten Jugendlichen unter anderem einen verstärkten Fokus auf „Mental Health“ in Schulen. Dazu gehört der Ausbau des schulpsychologischen Angebots und die Einführung eines regelmäßigen „Mental Health“-Days. Sie wünschten sich auch mehr Unterstützung bei Problemen mit Diskriminierung, Rassismus und Mobbing.
Die Kinder und Jugendlichen betonten die Notwendigkeit, die Digitalisierung in den Schulen weiter voranzutreiben. Themen wie kostenlose Nachhilfe, Lern-Buddies und eine transparente Notenvergabe wurden ebenfalls diskutiert. Zudem wünschen sich die Kinder mehr Raum und Zeit für einen empathischen Umgang miteinander und eine stärkere Verankerung der Schulsozialarbeit.
Im Ausschuss Frauen & Wohnen legten die Kinder den Fokus auf die Sicherheit von Frauen und Mädchen in der Öffentlichkeit. Die Jugendlichen betonten die große Bedeutung von Gewaltpräventionsprogrammen, besonders in Schulen, und forderten den Ausbau von Frauenhäusern.
Beim Thema Wohnen stand die Frage der Leistbarkeit im Mittelpunkt. Die Kinder hoben hervor, wie wichtig ihnen Mitsprache bei der Planung von Wohnprojekten und der einfache Zugang zu Sportplätzen und Grünflächen sind. Zudem brachten die Jugendlichen die Idee eines Gemeindebaus mit Wohngemeinschaften für junge Menschen ein.
Im Ausschuss Klima & Parks brachten die Kinder viele konkrete Ideen ein. Sie wünschen sich mehr Parks, Spielplätze, öffentliche Toiletten, Naschzonen und Ballspielplätze in der Stadt. Zudem finden sie, dass jede Klasse mehrere Tage im Jahr in der Natur verbringen sollte.
Das Thema Müllvermeidung und Recycling beschäftigte sowohl Kinder als auch Jugendliche. Sie betonten auch die große Bedeutung von Bäumen, um die Stadt klimafit und attraktiv für Mensch und Tier zu gestalten. Zudem forderten die Jugendlichen verstärkte Lebensräume für Insekten und Wildtiere, unter anderem durch ein „Pestizid-Aus für Wien“.
Im Ausschuss Kultur & Freizeit betonten alle Beteiligten, dass Kulturangebote kostenlos oder günstig sein müssen, um für alle jungen Menschen zugänglich zu sein. Die Kinder wünschten sich mehr Zeit und Raum für Kunst und Kultur in Schulen, etwa durch Kulturräume und zusätzlichen Kunstunterricht. Auch Graffiti-Wände wurden thematisiert. Die Jugendlichen diskutierten außerdem das Thema Feiern und die Barrierefreiheit in Clubs.
Im Ausschuss Mitsprache & Gemeinschaft stand der Ausbau von Partizipationsmöglichkeiten für junge Menschen im Mittelpunkt. Die jungen Delegierten formulierten konkrete Vorschläge, wie die Einrichtung eines monatlichen Austauschs mit Jugendlichen im Rathaus, den Ausbau des Kinder- und Jugendparlaments, damit mehr junge Menschen teilnehmen können, sowie die Idee, dass nicht nur Schüler*innen zu den Politiker*innen kommen sollten, sondern auch umgekehrt. Schüler*innen-Vertretungen sollten mehr Budget erhalten und die Landesschüler*innen-Vertretung direkt gewählt werden. Politische Bildung an Schulen sollte stärker gefördert und auf ihre Qualität hin geprüft werden. Zudem betonten die jungen Delegierten den Bedarf an mehr konsumfreien Räumen für Jugendliche.
Im Ausschuss Öffis & Arbeit hoben die jungen Delegierten die Bedeutung der Barrierefreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln hervor. Beim Thema Arbeit wünschten sie sich „Jobs, die Spaß machen und genug Geld zum Leben“ sowie mehr Zeit für Praktika und Berufsorientierung.
Im Ausschuss Gesundheit, Soziales & Sport forderten die jungen Delegierten kostenlose oder günstige Sportmöglichkeiten ohne Leistungsdruck, wie gratis Eintritte in Wiener Bäder und Sportgutscheine. Sie betonten die Sensibilisierung für Sucht, Wohnungslosigkeit, Armut und psychische Gesundheit. Ein konkreter Vorschlag war die kostenlose Psychotherapie.
Die jungen Delegierten setzten sich im Ausschuss für Stadtplanung & Mobilität für sichere Fahrradwege zu Schulen, längere Grünphasen bei Ampeln und mehr begrünte Gebäude ein. Sie kritisierten die mangelnde Transparenz bei der Umsetzung der Kinder- und Jugendstrategie und forderten mehr Klarheit und Berücksichtigung ihrer Anliegen.
Die jüngsten Teilnehmer*innen wünschten sich im Ausschuss Spielplätze mehr Möglichkeiten zum Hüpfen, Wasserspiele und Angebote für Eltern auf Spielplätzen.