Was ist eigentlich Partizipation?
Ein zentrales Anliegen der Kinder- und Jugendstrategie der Stadt Wien – und damit auch der Arbeit von Junges Wien – ist die Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Aber was bedeutet das eigentlich genau?
Das Wort Partizipation kommt aus dem Lateinischen. „Pars“ heißt „Teil“ und „capere“ heißt „ergreifen“ oder „nehmen“. Daher bedeutet Partizipation „teilnehmen“, „mitmachen“ oder „Beteiligung“.
Im politischen Kontext kann Beteiligung auf verschiedene Weise stattfinden: Erwachsene können beispielsweise wählen, für politische Ämter kandidieren, ein Volksbegehren oder eine Bürger*innen-Initiative organisieren, demonstrieren oder streiken. All diese Aktivitäten sind Formen der Partizipation.
Jungen Menschen stehen diese Möglichkeiten jedoch nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung. Deshalb hat die Stadt Wien in ihrer Kinder- und Jugendstrategie festgelegt, dass Kinder und Jugendliche bei Plänen, die sie besonders betreffen, nach ihrer Meinung gefragt und in Entscheidungen eingebunden werden. Aber warum ist das so wichtig?
Warum brauchen wir die Partizipation von Kindern und Jugendlichen?
In einer Demokratie ist es wichtig, Kinder und Jugendliche in Entscheidungsprozesse einzubinden, sie für Politik zu begeistern und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Bedürfnisse einzubringen. Dies ist keine Nettigkeit von Erwachsenen, sondern ein Recht der jungen Menschen, das in verschiedenen Gesetzen festgehalten ist. So ist beispielsweise in der UN-Kinderrechtskonvention verankert, dass Kinder ein Recht darauf haben, zu allen sie betreffenden Angelegenheiten ihre Meinung zu äußern.
Kinder haben das Recht, ihre Meinung zu äußern, und diese muss entsprechend berücksichtigt werden. Das ist seit 2011 auch in der österreichischen Bundesverfassung verankert.
Partizipation bedeutet, dass junge Menschen aktiv an Entscheidungsprozessen mitwirken können und ihre Anliegen gehört werden. Die Stadt, der Bezirk und alle profitieren davon.
Positive Auswirkungen von Partizipation
- Gerechtere Stadt: Eine gerechte Stadt berücksichtigt die Bedürfnisse der Bewohner*innen. Eine Beteiligung, die inklusiv und für alle Kinder und Jugendlichen zugänglich ist, führt zu mehr Chancengleichheit und Inklusion.
- Besseres Miteinander und wirksame Lösungen: Wenn Verwaltung und Politik mit jungen Menschen Ideen diskutieren, verstehen sie deren Lebenswirklichkeit besser. Dadurch können sie Veränderungen umsetzen, die den Anliegen der jungen Wiener*innen entsprechen, Fehlplanungen verhindern und nachhaltige Lösungen entwickeln. Dies stärkt das Miteinander und das gegenseitige Vertrauen.
- Demokratie-Bewusstsein und politische Bildung: Erfahren junge Menschen im Kleinen, dass sie etwas verändern können, wirkt sich das positiv auf ihr Demokratie-Bewusstsein aus. Beteiligungsangebote tragen zur politischen Bildung bei und ermöglichen Demokratie-Erfahrungen bereits in jungen Jahren.
- Dialog zwischen Generation und Solidarität: Beteiligung fördert den Dialog zwischen verschiedenen Altersgruppen, Hintergründen und Bedürfnissen. Sie hilft, Verständnis für andere Standpunkte zu entwickeln, den eigenen Horizont zu erweitern und Solidarität zu leben.
- Selbstwirksamkeit und Empowerment: Wenn Kinder und Jugendliche sehen, dass ihre Ideen gehört werden und sie ihre Umgebung positiv mitgestalten können, stärkt das ihr Selbstbewusstsein. Es motiviert sie, sich häufiger in politische Prozesse einzubringen.
- Identifikation und Verantwortungsbewusstsein: Wenn sich junge Menschen mit ihrer Umgebung auseinandersetzen, identifizieren sie sich auch stärker mit ihrer Nachbarschaft, ihrem Bezirk und der ganzen Stadt. Sie übernehmen Verantwortung für sich und ihr Umfeld.
Welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es für junge Menschen in Wien?
In Wien gibt es vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Hier sind einige davon:
- Kinder- und Jugendparlamente in Bezirken: In vielen Bezirken werden regelmäßig Kinder- und Jugendparlamente organisiert. Hier können Kinder ihre Wünsche und Ideen für ihre Wohn- und Lebensumgebung vorschlagen und diskutieren.
- Wienweites Kinder- und Jugendparlament: Kinder und Jugendliche können der Stadtregierung auf die Finger schauen und sehen, wie die Kinder- und Jugendstrategie umgesetzt wird. Sie können bewerten, was gut läuft und was nicht, und ihre Ideen für Wien einbringen. Die Kinder und Jugendlichen erarbeiten Stellungnahmen und treten in direkten Austausch mit den zuständigen Stadträt*innen.
- Partizipative Kinder- und Jugendmillion: Kinder und Jugendliche können über 1 Million Euro des Stadtbudgets entscheiden. Alle zwischen 5 und 20 Jahren, die in Wien leben, können ihre Ideen einreichen. In Co-Kreation-Workshops werden diese Ideen gemeinsam mit Mitarbeiter*innen der Stadt und Politiker*innen zu konkreten, umsetzbaren Projekten entwickelt. Anschließend können alle jungen Wiener*innen online abstimmen, welche Projekte tatsächlich umgesetzt werden.
- Projekt „Frag doch einfach die Jugend!“: Dieses Kooperationsprojekt der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien (KiJa Wien) bindet Kinder und Jugendliche in bestimmte Entscheidungen ein. Langfristig soll diese Art der Teilhabe strukturell verankert und auf die gesamte Stadt Wien ausgeweitet werden. Die KiJa Wien erarbeitet zusammen mit Kindern und Jugendlichen ein Modell, um dies zu ermöglichen.
- Partizipation in Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit: In Jugendzentren, bei der Parkbetreuung und ähnlichen Einrichtungen wird Partizipation im Alltag gelebt. Kinder und Jugendliche können ihre Meinungen, Bedürfnisse, Wünsche und Ideen einbringen und umsetzen.
Dieser Blog-Beitrag basiert auf Texten aus dem Leitfaden „Dialog auf Augenhöhe. Ein Leitfaden zur nachhaltigen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Wien“, der im Auftrag der Stadt Wien von Dialog Plus e.U. konzipiert und umgesetzt wurde.